Apps und Plattformen für Apotheker und ihre Kunden

Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Treuhand-Verbandes, setzte den ersten digitalen Impuls auf dem Dialog 2022 in München und zeigte, wie eine Digitalisierungsstrategie für Apotheken aussehen kann.

15. Dezember 2022
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Ihr einziger Freund: gesetzlich gestützte digitale Ökosysteme

Unterhalten wir uns über Plattformen wie Google, Facebook oder Apple Health. Das sind Suchplattformen, Info-Plattformen, Handelsplattformen, technologische oder interaktive Plattformen. Wie bei den Apps sollte man Fragen stellen: Wer macht das, wer überwacht das und wie werden die Ergebnisse zusammengestellt? Was passiert mit Gesundheitsdaten? Lassen Sie sich beim Umherstreifen auf solchen Plattformen nicht foppen: Die Informationen werden extra für Sie zusammengestellt, auf Sie zuge-schnitten. Das heißt, diese Informationen sind nicht objektiv. Teleobjektiv statt Weitwinkel. Alles letztlich darauf abgestellt, Ihre Daten zu bekommen, zu benutzen und zu verkaufen.

Diese Apps, Plattformen und Dienste bilden das, was wir in der Fachsprache als eigenes digitales Ökosystem bezeichnen. Technologiebetriebene Ökosysteme, wie Apple, handelsgetriebene Ökosysteme, wie amazon und – fast wie ein Exot in all dem milliardenschweren Geschäft – gesetzlich gestützte digitale Ökosysteme wie die Telematik. Das gesetzlich gestützte Ökosystem ist hier – wieder mal – ihr einziger Freund. Denn der Staat ist – im Ernstfall – mächtiger, als alle anderen. Und hat sogar mehr Ressourcen.

Die Perspektive, mit der wir Apotheker die Telematik momentan beobachten, beschreibt es aber etwas anders: Funktioniert nicht, teuer, anders, fremd, anstrengend. Wenn wir aber das Weitwinkelobjektiv benutzen, ändert sich diese Perspektive, bekommt alles eine gänzlich andere Bedeutung.

Digitalisierungsstrategie für die Apotheke

Eine Digitalisierungsstrategie beantwortet die Frage, wie Ihr aktuelles Geschäftsmodell in ein Geschäftsmodell im digitalen Zeitalter transformiert werden kann. Ziel ist es dabei, Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum zu ermöglichen. Wer hat oder entwickelt eine solche Digitalisierungsstrategie? Ihr Unternehmen, Unternehmungen der Apotheker, Unternehmungen der Branche, branchenfremde Unternehmen und der Staat als Regulator, ja sogar die EU entwickelt eine. Die ersten beiden und der Staat sind ihre engsten Freunde, Unternehmungen der Branche und die EU ihre guten Bekannten – die Ziele sind nicht unbedingt deckungsgleich – und die branchenfremden Unternehmen ihre ärgsten Feinde.

Sie überlegen: Wie digital kann beziehungsweise soll ich als Apotheke werden? Andere überlegen: Wie kann ich das Geschäftsmodell Apotheke digital übernehmen? Die Gefahren, die auf Sie lauern, sind Einflussnahme auf: ihr Sortiment, den Weg des E-Rezepts in Ihre Apotheke, den Weg von Bestellungen für Ihre Apotheke, die Art und Qualität der heilberuflichen und der Serviceleistungen Ihrer Apotheke, den Preis der Leistungserbringung Ihrer Apotheke oder die Pa artner und die Art der Vernetzung mit Ihren Ärzten und Kostenträgern.

Was tun?

Ihre einzige sinnvolle Strategie: Risiken minimieren durch aktives Gestalten basierend auf drei Säulen. Apotheke, Branche und Staat. Apotheke aus ihrer lokalen Stärke heraus entwickeln, in der Branche Ressourcen schaffen und unterstützen und mit dem Staat partizipativ mitgestalten. Das E-Rezept ist fast »zu«, fast sicher und es gibt ein Makelverbot. Es ist bloß noch etwas unhandlich. Stellen Sie sich bitte die Frage: Wie kann man Telematik gestalten, statt sie zu bremsen?

  • Dr. Peter Froese

    Vorsitzender des Treuhand-Verbandes Deutscher Apotheker e.V.