Begrüßungsimpuls Dr. Peter Froese: Wichtige Fragen für die Zukunft
»Nicht die Zahl der Reformen ist das Maß aller Dinge, sondern das Kunststück, eine nachhaltige Reform zu bauen, die auch den folgenden Generationen einen produktiven Weg mit mehr Gesundheit aufzeigt.«
»Das letzte Mal in meiner Funktion als Vorsitzender begrüße ich Sie ganz herzlich auf dem Treuhand DIALOG. Vor kurzem habe ich die Seiten gewechselt: vom Versorger zum Patienten. Aus dieser neuen Persepktive habe ich Fragen. Fragen, mit denen sich Apothekerschaft und Politik beschäftigen muss.«
Wie begegnen wir dem gesellschaftlichen Wandel?
Wie wollen wir Apotheker den demographischen Wandel, sowohl bei Patienten als auch bei Ihnen selbst als Fachkräfte, bewältigen? Der demografische Wandel stellt uns vor große Herausforderungen: Es werden mehr Arzneimittel und immer komplexere Behandlungen gebraucht – mit immer weniger Fachkräften. Welche Prozesse könnten entscheidend vereinfacht, neu gestaltet oder auch automatisiert werden? Welche Leistungen sollen weiterhin persönlich und individualisiert (= teuer) erbracht werden? Für die Beantwortung dieser Fragen müssen wir über Zeitraumversorgungen und deren Gestaltung diskutieren und die Auswirkungen neu gestalteter Prozesse in Verschreibung und Versorgung untersuchen, zum Beispiel eine einheitliche Verschreibungs- und Versorgungsplattform.
Teilnehmerstimmen …
»Ich fand die übergeordnete Aufgabenstellung ‚Die Zukunft der Apotheke‘ sehr spannend. Für zukünftige Veranstaltungen würde mich das Themenfeld Selbstbewusstsein und die Selbstwahrnehmung in unserem Berufsstand interessieren.« Anne Pingel, Apotheke Grosser Dreesch in Schwerin
Wie lindern wir den chronischen Finanzierungsdruck?
Wie wollen wir Apotheker dem chronischen GKV-Finanzierungs-Dauerdruck standhalten? Haben wir konkrete Vorschläge die seit Jahrzehnten immer gleichen Finanzierungs- und Verwaltungsprozesse der GKV entscheidend zu rationalisieren, um Ressourcen für persönliche Gesundheitsleistungen am Patienten freizumachen? Gibt es bei uns Versorgungsprozesse, die so werthaltig sind, dass sie zumindest teilweise außerhalb der Refinanzierung durch Krankenkassen angesiedelt sein könnten (Beispiel: Eine neue Form von OTC Switches)? Für die Beantwortung müssen wir Angebote für eine neue Form der qualifizierten Entlassung aus der Verschreibungs- und Erstattungspflicht machen!
Wie dokumentieren wir unseren Einsatz?
Wie wollen wir Apotheker, jenseits des Geleisteten, zum Management der Nichtverfügbarkeiten beitragen und gleichzeitig unseren Einsatz nachvollziehbar machen? Die Erfahrung zeigt: Leistungen, die wir »still und leise« erbringen, werden nicht gewürdigt. Warum bauen wir nicht ein System auf, das der Öffentlichkeit hilft, das konkrete und drängende Problem zu lösen?
Teilnehmerstimmen …
»Besonders gefallen haben mir die Horizonterweiterung, die kollegialen Gespräche und die Themenauswahl aus der Praxis für die Praxis. Ich wünsche mir weitere betriebswirtschaftliche Hilfestellungen und Ideen für meine Apotheke.« Dr. Gabriele Hackel, Marien-Apotheke in Alfeld
Wie optimieren wir die AMTS?
Wie wollen wir, jenseits des Geleisteten, zu einer dramatischen und flächendeckenden Verbesserung der AMTS beitragen? Wie wollen wir die ungelösten Probleme von Compliance und arzneimittelbezogenen Problemen nicht nur im Kleinen, sondern regelhaft und systemisch lösen? Wir brauchen ein System, das regelhaft Medikationslisten vollständig automatisiert untersucht und ein Signal erzeugt, das den Patienten darauf hinweist, dass es sinnvoll wäre, apothekerlichen Rat einzuholen. Das sind unsere Hausaufgaben. Viel wichtiger sind aber einige Fragen an die Politik. Zum Beispiel, warum es keine legislaturübergreifenden konsentierten Gesundheitsziele für ein hochentwickeltes Industrieland wie Deutschland gibt? Die konkretisieren, was als Leistungsportfolio von uns Apotheken erwartet und bezahlt wird? Und im Sinne der Selbstverwaltung auch selbst überwacht werden? Oder warum an einem völlig überblähten Barockbau namens SGB immer noch mehr Stuck angeklebt und mit atomistischen Maßnahmen an Stellschrauben gedreht wird, deren Verdrahtung längst nicht mehr verstanden wird? Ist dieses Prinzip von Politik nachhaltig? Es wäre mal spannend, das, was das BMG so macht, gegen die EU-Nachhaltigkeistrichtline zu spiegeln. Nicht die Zahl der Reformen ist das Maß aller Dinge, sondern das Kunststück, eine nachhaltige Reform zu bauen, die auch den folgenden Generationen einen produktiven Weg mit mehr Gesundheit aufzeigt. Hier auf dem Treuhand DIALOG werden wir versuchen, einige dieser Fragen gemeinsam zu beantworten.“
- Dr. Peter Froese
Vorsitzender des Treuhand-Verbandes Deutscher Apotheker e.V.