Schlechte Laune, oder was? - Durch Schattenarbeit den Triggern auf die Schliche kommen

Achtung, Triggerwarnung! Erkennen, verstehen und Frieden schließen mit dem, was Sie so richtig auf die Palme bringt.

25. April 2023
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Mal stehen wir mit dem richtigen Fuß auf. Mal mit dem falschen. Mal scheint der morgendliche Start auch völlig irrelevant zu sein, der Tag nimmt einfach seinen Lauf und manchmal fragen wir uns, in welchem Film wir gerade gelandet sind. 

Unsere Morgenroutinen sind uns dabei häufig nicht bewusst. Genauso wenig wie das, was uns tagsüber gelegentlich auf die Palme bringt. Denn gerade in diesen Momenten, in denen wir emotional und tendenziell unbewusst reagieren, fällt es umso schwerer, den Faktor zu identifizieren, der uns umtreibt und genauso reagieren lässt, wie wir es tun.

Diesen oftmals auch als »Trigger« bezeichneten Anlass greifbar zu machen, gelingt mit sogenannter Schattenarbeit. In zu Grunde liegende Muster und Motivatoren einzutauchen, um zukünftige Reaktionen in Ausprägung und Belastung verträglicher erleben zu können, professioneller in Problemsituationen zu sein und Konflikte auf Augenhöhe klären zu können: Das ist das erklärte Ziel.

Achtung Triggerwarnung!

So mittlerweile häufig zu lesen auf den ersten Seiten von Romanen. Und auch für Sie: Triggerarbeit berührt in der Tiefe. Und da die Suche nach dem Auslöser für Reaktionsmuster eben auch sehr persönlich und individuell ist, wird am Ende Persönlichkeitsentwicklung unvermeidbar sein. Wo der Eine cool und lässig bleibt, schwebt der Andere schon längst unter der Decke und hat den gesamten Tag schlechte Laune. Was die Eine genau null Sekunden bewegt, beschäftigt die Andere noch 12 Stunden später.

Was genau triggert denn da?

Trigger-Alltags-Beispiel Nummer 1

Szene Nummer 1: »Kriege ich im Internet billiger.« Ist das ein Trigger? Falls ja: Fühlen Sie sich respektlos behandelt? Ihre Beratung wird nicht wertgeschätzt? Ihre Leistung ausschließlich über den finanziellen Aspekt definiert? Unabhängig davon, ob Sie Recht haben oder nicht: Die Tiefe, in der Sie genau dies Gefühl empfinden, beeinflusst Ihre Reaktion und wie das Gespräch weitergeht. Stellen wir uns also heute dem dahinter befindlichen Schatten! Sie wollen also auf keinen Fall respektlos behandelt werden. Sie wollen wertgeschätzt werden. Ihre Beratung soll nicht auf das Finanzielle reduziert werden. Warum nicht? Was wollen Sie nicht fühlen? Eine Abhängigkeit von der Einschätzung anderer? Oder den Teil, der den Vorwurf von Habgier und Bereicherung hört und sich nicht eingestehen möchte, dass er materielle Güter erstrebenswert findet?

Oder folgende Lösung: Regt Sie die Aussage auf, weil sie vielleicht getroffen wird in völliger Unkenntnis dessen, was Sie gerade leisten, und es ist der Part in Ihnen, der Dummheit und Ignoranz nicht sehen will? Was genau rührt sich da in Ihnen? Sie sind noch nicht dahintergekommen? Wie wäre es mit: »Apotheken sind Gewinner der Pandemie.« Auch ein gelungenes Beispiel, das in eine ähnliche Richtung geht.n. Und das ist nicht besonders angenehm. Richtig?

Trigger-Alltags-Beispiel Nummer 2 – Mal ohne die 4 Ohren gehört

»Das ist falsch. Ich hatte immer was anderes.«
Standardbeispiel für das altbekannte 4-Ohren-Modell. Wir hingegen lassen uns vom Satz in der Tiefe triggern. Was fühlen Sie? Den Vorwurf der Inkompetenz? Stempel der Unwissenheit, Mangel an Sorgfalt, Oberflächlichkeit? Sich selbst als Versager? Wie ein kleines, Kind, das gerade abgekanzelt wird? Das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen? Das, was Sie sich gerade erlauben zu benennen, ist genau das, was vor dem eigentlichen, zu vermeidenden Gefühl liegt, und dies überschattet. In diesem Falle mag es Hilflosigkeit, Abhängigkeit und Ohnmacht sein. Ohn-Macht, sich also ohne Macht zu fühlen. Machtlos und vielleicht so auch ohne die Möglichkeit, die Situation zu kontrollieren. Kontrollverlust. Nun, wer von uns mag schon diese Gefühle, mit welchem Wort auch immer Sie diese just in diesem Moment benennen wollen.

Es kann nur reagieren, was noch nicht gesehen worden ist
Der Kontroll-Teil in uns. Der machtliebende Teil in uns. Der Allwissende Teil in uns, der bewundert werden will. All das sind wir auch. Doch gestehen wir uns an dieser Stelle ebenfalls ein, dass wir nicht alles kontrollieren können, wir auch mal ohn-Mächtig sind. Und ja. Es gibt einen Teil, der nicht allwissend ist. Sehen wir diese, unsere weniger geliebten Anteile genau an und sind ehrlich mit uns, so werden wir erkennen, in welchen Situationen sie sich noch zeigen und uns in unseren Reaktionen beeinflussen. Wo sie uns bisher unbewusst in schlechte Laune, ungehaltene Antworten, pampige Aussagen und wenig sozialverträgliche Handlungen katapultiert habe

Vollen Respekt für Ihre Schattenarbeit

Sich so selbstreflektiert zu besinnen benötigt eine Unmenge an Mut. An Verletzlichkeit und Ehrlichkeit. Und setzt jede Menge Energie frei, die Sie bisher benötigten, um genau diese Schatten-Anteile nicht sichtbar werden zu lassen. Sich all-Wissend präsentieren zu müssen, obwohl alles in Ihnen sich unwissend und unsicher fühlte. Sich als machtvoll darstellen zu müssen oder sich in einer kontrollierenden Rolle positionieren zu müssen, obwohl tief in Ihnen das gegenteilige Gefühl aktiv war. Trigger finden uns im Alltag fast im Minutentakt. Häufig werden sie uns in Form unserer Mitmenschen, Kunden, Kollegen und Familienangehörigen vor die Nase gesetzt.

Good-bye Trigger?

Auf Wiedersehen lieber Trigger. Vielen Dank, dass Du mich darauf aufmerksam gemacht hast, dass ich diesen Teil in mir noch nicht wahrhaben wollte. So wenig, wie wir einige der Auslöser für immer verbannen können, sind wir in der Lage, die uns prägenden Teile zu eliminieren. Schon gar nicht für immer und in Gänze. Denn sie sind ja ein Teil von uns. Wir sind also gut beraten, uns weiterhin sehr sorgsam sowohl mit unseren äußeren Triggern als auch mit den durch sie hervorgerufenen Emotionen zu beschäftigen.

 »Schlechte Laune, oder was?« – Der ultimative Hinweis darauf und eine ebensolche Einladung den Blick nach innen zu richten. Was würde sich in Ihrer Apotheke ändern, wenn alle so schonungslos aufrichtig mit sich selbst wären?

Und falls Ihr Trigger noch nicht dabei war? Bleiben Sie aufmerksam und lauschen Sie achtsam in sich hinein! Genau das wünsche ich Ihnen und auch Ihrem Apothekenteam in der nun kommenden hoffentlich sehr lichtdurchfluteten Jahreszeit.