Herdplatten, Probleme und ein kleiner grüner Frosch: Das Herdplattenmodell im Apotheken-Tauglichkeits-Test
Mit steigender Temperatur wächst die Problemtoleranz. Sieden Sie noch oder springen Sie schon?
Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Problem und bemerken es nicht einmal! Sie bemerken es nicht aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit. Nein. Sie haben sich schlicht und ergreifend bereits daran gewöhnt. Das Problem ist Teil Ihres Lebens geworden und einfach selbstverständlich.
Es ist so stetig und präsent, dass Sie sich schon gar nicht mehr an eine Zeit ohne dieses Hindernis erinnern können. Prominente Beispiele aus dem Apothekenkontext gefällig? Fehlerhafte Verordnungen? Gematik? Überbordende organisatorische Aufgaben? Personalmangel? Jedes Jahr erneut Streit um die Urlaubsplanung? Inadäquate Honorierung? Unverständliche Retaxierungen? Sich anbahnende betriebswirtschaftliche Schieflage? Die Liste können wir bis ins Unendliche fortführen.
An welches Beispiel aus Ihrem Arbeitsleben und Apothekenalltag denken Sie gerade ganz spontan?
Negieren, Tolerieren, Akzeptieren – oder doch agieren?
Stellen Sie sich nun vor, eine dieser zunächst noch tolerabel erscheinenden Situationen entwickelt sich dann jedoch noch weiter in nicht gerade positive Richtung. Sie sind mit der Bewältigung dieser Entwicklung jedoch völlig ausgelastet. Als Beispiel sei hier die nicht gerade ungewöhnliche Tatsache genannt, dass zu viel Arbeit auf zu wenig Zeit trifft. Und Personalmangel? Oh ja. Kommt dazu. Und Sie selbst schaffen es aufgrund dessen nicht mal in die Nähe des Computers, um eine Stellenanzeige adäquat, geschweige denn kreativ zu formulieren? Worst case: Die nächste Kündigung flattert ins Haus und zeitgleich wird Ihnen vertrauensvoll erzählt, dass der Storch zugeschlagen hat? Nun wird das Beispiel-Problem ungemütlich. Auch wenn Ihnen bisher noch akzeptierende Sätze über die Lippen kamen wie: »Wir bekommen das schon irgendwie hin. Ach, so schlimm ist es doch eigentlich gar nicht!« – nun ist es mit Toleranz und impliziter Akzeptanz vorbei – Zeit, zu agieren.
Unabhängig vom obigen Szenario dürfen Sie sich übrigens erlauben, spätestens ab sofort jedes Thema, das sich tendenziell problematisch für Sie darstellt, gedanklich im »Herdplattenmodell« »mitlaufen« zu lassen. Und damit willkommen im Teil 1 unserer Überlegungen zu einem Modell, in dem es um genau diese Phänomene, die zu einer unbewussten Negation führen können, geht. Problemtoleranz und mangelnde Veränderungsinitiative trotz bereits bestehenden immensen Handlungsdrucks. Komfortzonen-Bequemlichkeit und Veränderungsresistenz. Alternativlosigkeit im Entdecken von Lösungsspielräumen. Im sich anschließenden Teil 2 werden wir uns mit Ressourcen beschäftigen, die trotz aller widrigen Umstände dennoch zur Verfügung stehen und uns sprung- und veränderungsbereit machen. Handlungsoptionen, die wir jedoch im Problem-State nicht wahrnehmen können. Und all dies möge uns eine kurze Geschichte verdeutlichen.
Der kleine grüne Frosch
Es war einmal ein kleiner grüner Frosch. Er saß in einem Topf mit Wasser. Der Topf stand auf einer Herdplatte und irgendjemand stellte diese Platte an. In einem der letzten Coachings wurde geäußert, dass es sich wohl um einen Franzosen gehandelt haben muss. Dies allerdings ist eine reine Vermutung! Wie dem auch sei: Der Frosch bekam davon nichts mit und blieb im Topf sitzen, denn er fühlte sich sehr wohl, auch wenn das Wasser zunehmend wärmer und wärmer wurde. Und wenn er nicht gesprungen ist, dann… Sie wissen schon. Gut, dass dies nur eine Geschichte ist! Übertragen wir sie auf uns und unser Problembewusstsein!
Wie kurz vorm Siedepunkt ist Ihr Problem?
Aufgrund der Tatsache, dass mit steigender Temperatur auch die Problemtoleranz wachsen kann, ist eine der existentiellsten Fragen, ob Sie die Problem-Herdplatte und den Topf, in dem Sie sich befinden, noch unbeschadet verlassen können. Falls dem so ist: Es gibt folgerichtig auch eine Lösungsplatte, die jedoch gelegentlich in scheinbar unerreichbarer Entfernung liegt. Daher empfiehlt es sich in den allermeisten Fällen, den Sprung zunächst auf die Ressourcenplatte zu wagen. Auf dieser Platte ermitteln Sie, wer oder was zielführend hilfreich beim Erreichen der Lösung sein kann – um dann beherzt weiterzuspringen. Bewusst lösungsorientierte Fragen sind dabei die allerbeste Ressource, doch dazu konkret und praktisch mehr im Teil 2 des Herdplattenmodells! Vorab bereits für Sie eine der wichtigsten Fragen, die Sie sich selbst und der Sie sich stellen müssen: »Bin ich im Problem?« Falls die Antwort »Ja« lautet: Springen Sie. Am besten sofort! Und ergänzend sei erwähnt, dass es auch noch die sehr pflegeleichte »neutrale Platte« gibt. Auf dieser befinden Sie sich stets auf der Sachebene, handeln reflektiert objektiv und emotional wenig tangiert. Doch jetzt erst einmal zurück zum Problemtopf!
Sitzen Sie noch oder springen Sie schon?
Was würde denn ein unabhängiger Temperatur-Fühler zu der Wassertemperatur sagen, in der Sie sich gerade mit dem Thema Ihrer Wahl befinden? Zu heiß? Und aus welchem Grund springen Sie möglicherweise doch nicht – obwohl es gerade ungemütlich wird? Gewöhnung ist wie erwähnt ein Grund. Der Aufenthalt im Problem ist schlicht und ergreifend das neue, alte »Normal«. Die Betriebstemperatur ist auf »Problem« normiert und kalibriert. Was für den beruflichen Alltag gilt, ist im Übrigen auch auf das Private und ebenso auf Personen übertragbar. Apropos: Kennen Sie Menschen, die sich ständig im Problem aufhalten? Die Sie nur seltenst – oder gar noch nie – ohne Stöhnen und Gemecker erlebt haben?
Raus aus dem Problem und mutig zum Sprung angesetzt!
In diesen Fällen ist ein Bewusstwerden darüber, dass dem so ist, schon hilfreich! Ein liebevolles: »Weißt Du eigentlich, dass Du ausschließlich über das Problem redest und nicht nach einer Lösung suchst?« kann den Betreffenden wachrütteln und zum Sprung veranlassen. Mut ist dafür erforderlich, denn schließlich ist der Aufenthalt im siedenden Wasser die Komfortzone und ein erfolgreicher Sprung mit einem nicht zu vermeidenden Aufprall in sehr viel kühleren Gewässern verbunden. Verlockend eine Rückkehr in den Ursprungstopf. Mit einem »Du bist schon wieder im Problemtopf gelandet!« wird spielerisch und auf eine charmante Art darauf hingewiesen. Im sich anschließenden Teil 2 werden wir uns wie versprochen gemeinsam den hilfreichen Ressourcen widmen. In diesem Sinne identifizieren Sie und Ihr Team Ihre Problemtöpfe. Schreiben Sie sie auf. Falls möglich: Springen Sie schon jetzt! Ein lösungsorientiertes Brainstorming im Team zieht auch den bewegungsärmsten Frosch mit sich! Denken Sie auch gerne in großen Töpfen – die Apothekenlandschaft grundsätzlich scheint ebenfalls im Sprung begriffen zu sein.
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